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Andreas Gryphius: Ebenbild unseres Lebens
Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt weil er allhie lebt
Im Schauplatz dieser Welt; er sitzt, und doch nicht feste.
Der steigt und jener fällt, der suchet die Paläste,
Und der ein schlechtes Dach; der herrscht und jener webt;
Was gestern war, ist hin; was itzt das Glück erhebt,
Wird morgen untergehn; die vordem grünen Äste
Sind nunmehr dürr und tot; wir Armen sind nur Gäste,
Ob denen ein scharf Schwert an zarter Seide schwebt.
Wir sind zwar gleich am Fleisch, doch nicht von gleichem Stande:
Der trägt ein Purpurkleid, und jener gräbt im Sande,
Bis nach entraubtem Schmuck der Tod uns gleiche macht.
Spielt denn dies ernste Spiel, weil es die Zeit noch leidet,
Und lernt, daß wenn man vom Bankett des Lebens scheidet,
Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei eine leere Pracht!



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